Das 629 Einwohner große Dörfchen Weilen u.d.R. (Stand 16.12.2007) liegt 707 m ü.d.M. umrahmt von den Albbergen Plettenberg, Ortenberg, Oberhohenberg und Wochenberg inmitten eines Wanderparadieses. Weilen u.d.R. ist trotz seiner geringen Größe nach wie vor eine selbständige Gemeinde im Verwaltungsverband Oberes Schlichemtal mit einem eigenständigen Gemeinderat und einem hauptamtlichen Bürgermeister, Richard Ege. Der Musikverein, der Sportverein mit seinen verschiedenen Abteilungen, die Narrenzunft, die freiwillige Feuerwehr, der singende Wasenwirt Heinz Koch sowie eine beträchtliche Anzahl von Gewerbebetrieben, Sie alle repräsentieren die Gemeinde über Ihre Grenzen hinaus.
Urkundlich wurde die Siedlung erstmals 1275 als Wiler in einem Kirchen-steuerverzeichnis des Bistum Konstanz erwähnt. 1437 als Wiler unterm Hohenberg bezeichnet, änderte sich der Ortsnamen gegen Ende des Mittelalters in Weilen "unter der Renne", abgeleitet von der römischen Rennenstraße welche "irgendwie an Schömberg und Weilen vorbei zur Höhe bei Deilingen, über Delkhofen ins Bäratal führte, und bei Tuttlingen in der römischen Hauptstrasse mündete". Der Zusatz "unter der Renne" war bis 1890/1900 gebräuchlich, dann wurde der Ortsname in Weilen unter den Rinnen abgewandelt.
Blick auf Weilen von der Hochfläche des Plettenbergs.
Im Jahre 1381 ging Weilen zusammen mit der Grafschaft Hohenberg zu Österreich über, bei dem es bis zum 6. Januar 1806 blieb. Das rot-weiß-rote Bindenschild des Weilener Wappens weist noch heute auf die damalige Zugehörigkeit zu Vorderöstereich hin. Aus dieser Zeit basieren auch die ersten Einwohnerzahlen begründet auf Musterungslisten. So war die Einwohnerzahl von 1381 bis 1615 nahezu konstant.
Jahr
Einwohner
Jahr
Einwohner
Jahr
Einwohner
Jahr
Einwohner
1381
150
1900
280
1987
433
2006
633
1615
150
1928
246
1991
508
2007
629
1700
200
1939
251
1993
565
2008
622
1784
204
1966
380
1996
595
2009
620
1803
237
1971
404
2000
612
2013
612
1848
419
1980
423
2004
628
2014
600
1857
422
1985
442
2005
624
Stand 31.12.2014
600 Einwohner
0 - 18 Jahre
129
18 - 30 Jahre
87
30 - 40 Jahre
57
40 - 50 Jahre
102
50 - 60 Jahre
119
60 Jahre und älter
106
Auch die Kriegswirren des 19. und 20. Jahrhunderts gingen an Weilen nicht spurlos vorüber. So waren im Siebziger Krieg 1870/71 acht Bürger aus Weilen beteiligt, wovon einer 1870 durch einen Bauchschuss verwundet wurde, an dessen Folgen er 1871 im Lazarett erlag. Im ersten Weltkriegvon 1914-1918 hatte die Gemeinde unter den 68 Jünglingen und Männern welche am Krieg teilnahmen, 7 Gefallene zu beklagen. Von den Frontsoldaten gerieten im Verlauf des Krieges 5 Mann in Gefangenschaft. Über die Hälfte wurde verwundet, manche sogar mehrmals. Der zweite Weltkrieg von 1939-1945 forderte unter den Weilenern 11 Gefallene, 9 davon an der Ostfront und 2 in Italien. Des weiteren sind 7 als vermisst im Osten geblieben, 6 in Rußland und Ostpreußen sowie 1 in Rumänien.
Es gab in Weilen vor 1822 weder ein Rathaus noch eine Schule, auch keinen Farrenstall und kein Gemeindehaus. Im Jahre 1820 wurde mit dem Bau des Rathauses begonnen, welches auch als Schule und Lehrerwohnung dienen musste. Ebenfalls war ein Viehstall und eine Scheuer angebaut. Auf Grund der starken Bevölkerungsentwicklung und steigender Schülerzahlen wurde 1843 der Bau eines besonderen Schulhauses beschlossen, welches im Jahr 1846 bezogen werden konnte. Mittlerweile gehen die Weilener Schüler in die Grundschule nach Schörzingen. Die weiterführenden Schulen befinden sich in Schömberg (Haupt.- und Realschule) sowie die Gymnasien in Rottweil, Balingen oder sonstigen Städten des Umlands.
Heute befindet sich das Rathaus im renovierten Gebäude des ehemaligen Schulhauses. Im Erdgeschoss findet sich die Begegnungs-stätte der Kirchengemeinde und das Narrenstüble der Weilener Hummeln. Über einen separaten Eingang gelangt man in die Räumlichkeiten der Gemeinde. Ein Raum steht für die Jugendgruppe und die musikalische Früherziehung zur Verfügung. Im ersten Stock befindet sich ein Sitzungsraum der Kirchengemeinde, der Sitzungsraum des Gemeinderats sowie die Räume der Verwaltung und des Bürgermeisters.
Im Dachgeschoss befindet sich der Bürgersaal, und noch eine Treppe höher unterm First, das neu aufgelegte Gemeindearchiv. Die Linde im Garten des Rathauses wurde 1863 gepflanzt. Das Erdgeschoss des früheren Rathaus dient heute der letzten verbliebenen Bank, der Volksbank Ebingen, als Schalterraum. Im Obergeschoss ist eine Mietwohnung untergebracht.
Ein Schmuckstück der Gemeinde ist die St. Nikolauskirche, die im Jahre 1751 erbaut und in den letzten Jahren sowie außen als auch innen grundlegend renoviert wurde. Der heutige Kirchturm wurde 1841 neu aufgebaut. Im Jahr 1900 wurde der jetzige Chor an die Kirche angebaut, da die Kirche zu klein war. Weilen kann sich rühmen, den schönsten und wertvollsten Altar der näheren und weiteren Umgebung zu besitzen. Die Altarflügel wurden von dem bekannten einheimischen Kunstmaler August Blepp gestaltet, dessen Grabstein auch noch heute auf dem neugestalteten Friedhof eine Bleibe gefunden hat. Die wertvollen Figuren des hl. Johannes des Täufers, des hl. Nikolaus sowie von St. Katharina, St. Ottilie, der Himmelskönigin mit dem Jesuskind, als auch die Brustbilder von St. Margaret und St. Anna wurden auf Initiative des Kunstmalers Blepp, des damaligen Pfarrers Stehle und des Kunstsachverständigen der Diözese Rottenburg, Pfarrer Pfeffer aus Lautlingen, in dem ALtarschrein zusammengefaßt. Den Künstler dieser Figuren kennt man namentlich nicht, er ist aber als "Meister von Weilen" in die Kunstgeschichte eingegangen, da Weilen die meisten Werke dieses Meisters besitzt. Seine künstlerischen Fähigkeiten hat er sich vermutlich im Breisgau erworben , in Weilen scheint er um 1530 aktiv gewesen zu sein.
Blick auf die St. Nikolaus Kirche, Weilen u.d.R. Die älteste kleine Glocke wurde um 1400 in Rottweil gegossen (ca. 270-300 Kg, Ton Es), die größere zweite Glocke stammt aus dem Jahr 1571 (ca. 450 Kg, Ton B). Im Zweiten Welt-krieg mußte am 20. März 1942 diese Glocke abgeliefert werden. Nachdem im Herbst 1947 die Nachricht eintraf, die Glocke liege zusammen mit einigen hundert anderen Glocken auf einem Lagerplatz in Lünnen bei Hamburg, konnte sie am 9. Februar 1948 in ihre Gemeinde zurück-kehren. 1963 wurden zwei weiter Glocken beschafft. Die größere der neuen Glocken hat ein Gewicht von 692 Kg (Ton G), die kleinere 232 Kg (Ton C).
Unter den Baudenkmälern ist besonders das älteste Gebäude der Gemeinde, die Otilienkapelle, früher Marienkapelle oder "Kapelle zu unserer Lieben Frau" genannt, an der Verbindungsstraße zwischen Weilen u.d.R. und Ratshausen , zu erwähnen.
Erbaut um 800 nach Chr. von sanktgallischen Mönchen auf einem keltischen Grabhügel, umgeben von 1904 gepflanzten und heute großzügig schattenspen-denden Kastanien, lädt dieser idyllische und altehrwürdige Ort zum verweilen und besinnen ein. Von der Ruhebank auf der Südseite der Kapelle kann man den Blick über die bewaldeten Hänge des Ortenbergs und die schroffen Felshänge des Plettenbergs schweifen lassen, während hoch oben im Blätterdach der Kastanien der Wind durch die Wipfel rauscht. In früherer Zeit war die Kapelle eine Wallfahrtskapelle mit regem Zulauf nicht nur von Weilen selbst. Es kamen sogar Leute vom Schwarzwald und vom Unterland um sich Wasser gegen Augenkrankheiten aus dem unterhalb der Kapelle gelegen Ottilienbrünnlein. Die heilige Ottilia war eine blindgeborene Grafentochter, die bei der Taufe sehend wurde. Mittlerweile wurde das Ottilienbrünnlein auf Wunsch der Behörden aus Angst vor Sickerwasser aus der ehemaligen Mülldeponie der Gemeinde stillgelegt. Bis heute ist ein Nachweis von Schadstoffen jedoch überfällig.
Im alten Backhaus in der Dorfmitte wird heute noch öffentlich Brot gebacken (des duat mei Schwiegermuatr, d' Chrischtl ). Ursprünglich als Waschhaus erbaut, wurde das Gebäude wahrscheinlich in den 80er oder 90er Jahren des 19. Jahrhunderts vom Waschhaus zum Backhaus umgebaut. Im Jahr 1921 wurde ein neuer Holzbackofen, und in den Jahren nach 1953 der jetzige Elektrobackofen eingebaut.
Ringsum umgeben von Wäldern, saftigen Weiden und traditionellen Streuobstwiesen liegt die Gemeinde geschützt eingebettet in die Traufregionen der Schwäbischen Alb.
Ein sommerlicher Blick von den sanft ansteigenden Hügeln des Albtrauf's auf Weilen u.d.R.
Auch ein Sommer dauert in Weilen u.d.R. nicht ewig, doch auch ein eisiger, schneereicher Winter hat in diesen Regionen seine optischen Reize.
Blick vom Wochenberg auf das tief verschneite Weilen an einem sonnigen Wintertag. Im Hintergrund die mächtigen Konturen des Plettenberg.